Über das Modell

GToBI ("German Tones and Break Indices") ist ein Transkriptionssystem für die Intonation des Deutschen. Die Grundlagen sind leicht zu erlernen und flexibel für verschiedene Anwendungen einzusetzen. Es wurde zwischen 1995 und 1996 von Forschern aus Saarbrücken, Stuttgart, München und Braunschweig mit dem Ziel entwickelt, prosodisch annotierte Daten leichter austauschen zu können. Es basiert auf dem ToBI-Framework, das zunächst für das amerikanische Englisch entwickelt (Beckman & Hirschberg 1994, Beckman et al. 2005) und dann auf viele verschiedene Sprachen angewandt wurde.

Ziel des Modells ist, die Intonationsmuster des Deutschen möglichst genau zu beschreiben. Die Wurzeln des Systems liegen in der Autosegmental-Metrischen Phonologie, in der Elemente auf verschiedenen Schichten als unabhängige (autonome) Segmente verstanden und als 'Autosegmente' bezeichnet werden (Ladd 2008). Töne werden entweder Tonakzenten oder Grenztönen zugeordnet. Tonakzente sind mit betonten, metrisch starken Silben assoziiert, um relevante Konstituenten in einer Äußerung hervorzuheben. Grenztöne treten am Ende (und zu Beginn) von prosodischen Phrasen auf.

Eine GToBI-Annotation besteht aus mindestens drei Beschreibungsebenen, die den Ebenen der autosegmentalen Phonolgie entsprechen. Diese Ebenen enthalten Markierungen für Text, Ton und Grenzstärke. Die Textebene umfasst eine orthographische Transkription der gesprochenen Wörter, während auf der Tonebene die wahrgenommene Tonhöhenkontur mit Hilfe von Tonakzenten und Grenztönen transkribiert wird. Das Toninventar von GToBI nimmt zwei grundlegende Tonhöhenebenen an. Dabei steht H für high und L für low, wobei die Tonwerte in Relation zum Stimmumfang eines Sprechers bestimmt werden müssen. Als Faustregel gilt, dass Töne, die als hoch wahrgenommen werden, in den oberen drei Vierteln des Sprechstimmumfangs liegen. Töne, die als tief wahrgenommen werden, befinden sich dagegen im unteren Viertel. Weiterhin können Modifikationen des Tonumfangs, wie downstep und upstep, mithilfe von Diakritika markiert werden (downstep: ! ; upstep: ^ ). Diese stehen direkt vor dem betreffenden Ton (nur H Töne werden mit downstep- bzw. upstep-Diakritika modifiziert). Tonakzente werden mit einem Stern markiert (z.B. H*, L*). Das Tonakzentlabel wird in der Regel innerhalb des akzentuierten Wortes auf ein lokales F0-Maximum oder -Mininum gesetzt.

Das GToBI-Inventar enthält zwei monotonale (H*, L*) und vier bitonale Tonakzente (L+H*, L*+H, H+L*, H+!H*). Grenztöne werden mit - (Intermediärphrase, ip) bzw. % (Intonationsphrase, IP) markiert. Es gibt drei ip-Grenztöne (L-, H-, !H-) und vier Grenztonkombinationen an Intonationsphrasengrenzen (L-%, H-%, L-H%, H-^H%; L-% entspricht L-L% und H-% entspricht H-L% im ursprünglichen ToBI-System). Intermediärphrasengrenztöne können auch als "Phrasenakzente" (Grice et al. 2000) realisiert werden, wenn sie mit metrisch starken Silben zusammenfallen. Zusätzlich ist auch eine Ebene zur Annotation der wahrgenommenen Stärke einer prosodischen Grenze möglich. Die Grenzindizes 3 und 4 entsprechen dabei den ip- bzw. IP-Grenzen. Der Grenzindex 2 wird verwendet, um einen Bruch auf der tonalen (2t) oder auf der rhythmischen (2r) Ebene zu transkribieren (siehe dazu die ToBI-Trainingsmaterialien).

Veröffentlichungen über das GToBI-System: