Annotationskonventionen für Korpusanalysen mit GToBI

Für die Annotation gesprochener Sprache in einem Analysetool wie z.B. Praat werden mindestens zwei Ebenen (auch levels oder tiers genannt) benötigt: eine Text- oder Segmentebene, in die zumeist Wörter oder Silben eingetragen werden, und eine suprasegmentale Ebene, auf der man die relevanten intonatorischen Merkmale einer Äußerung festhält, z.B. mit den GToBI-Kategorien. Für eine Annotation mit GToBI wurden folgende Konventionen entwickelt:

Beispiel:

F0-Berechnungen interpretieren

F0-Kurven, wie sie von Praat und anderen Programmen angezeigt werden, sind ein hilfreiches Werkzeug bei der Analyse von Intonation. Allerdings spiegeln sie nicht immer das wider, was das menschliche Ohr wahrnimmt. Zum Beispiel sieht man am Ende von Äußerungen häufig einen kleinen Anstieg in der F0-Kontur, obwohl der Höreindruck auf eine tiefe Grenze hinweist. Am Ende von Äußerungen kann auch vermehrt Knarrstimme ('creaky voice') auftreten. Bei der Berechnung der Knarrstimme, bei der die Stimmlippen nur sehr langsam und unregelmäßig schwingen, werden die F0-Werte von der Software oft halbiert: Es scheint, als wären diese Teile der Äußerung plötzlich besonders tief. Das Ohr nimmt aber keinen Bruch in der Tonhöhe wahr, nur eine veränderte Stimmqualität. Lokale Absenkungen und Anhebungen der F0-Kurve kommen auch in der Umgebung bestimmter Konsonanten vor, so dass visuell der Eindruck eines Tals oder Gipfels entstehen kann. Diese als Mikroprosodie bekannten Phänomene müssen bei der Interpretation von F0-Berechnungen am Computer beachtet werden. Außerdem sollten Sie daran denken, die richtigen Einstellungen für die Anzeige von F0-Kurven zu wählen (mehr Informationen dazu finden Sie hier). Am wichtigsten bei der prosodischen Analyse ist und bleibt allerdings das, was man hört!

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